Haltung und Zucht von Parias flavomaculatus

Vorwort

Im September 2018 durfte ich 1.1 Parias flavomaculatus (NZ18) aus Deutschland übernehmen. Da es sich um echte Nachzuchten handelt, habe ich auf Kotproben verzichtet. Die Tiere gibt es in diversen Farbvarianten. Das Männchen ist grünlich bis rostrot und weisst zusätzlich die typischen roten Körperflecken auf. Das Weibchen ist grünlich mit bläulichen Stellen sowie roten Körperflecken und einem gelben streifen, welcher sich auf beiden Seiten über die gesamte Körperlänge zieht und optisch die Rückenschuppen (Dorsale) von den Bauchschuppen (Ventrale) trennt. Bei Erhalt wiesen die Tiere eine Grösse von ca. 14-17cm auf, gewogen habe ich sie nicht.

Beschreibung

Familie: Viperidae (Vipern)
Unterfamilie: Crotalinae (Grubenottern)
Gattung: Trimeresurus
Untergattung: Parias
Art: Parias flavomaculatus (Philippinen Bambusotter)
Verbreitung: Philippinen (Agutayan, Batan, Camiguin, Catanduanes, Dinagat, Jolo, Leyte, Luzon, Mindanao, Mindoro, Negros und Polillo)

P. flavomaculatus ist eine mit 50 bis 90cm eher kleinbleibende Grubenotter mit einem sich vom Hals deutlich absetzenden, dreieckigen Kopf. Die Farbgebung ist sehr variabel und reicht von grün über grün-rötlich bis zu komplett rostrot. Alle Varianten weisen Punktmuster in verschiedenen Farben (meist rot bis rostrot) auf.

P. flavomaculatus ist auf vielen Inseln der Philippinen beheimatet. Daher auch der deutsche Trivialname Philippinen Bambusotter. P. flavomaculatus ist vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Am Tage verstecken sich die Tiere im Geäst, in Gebüschen oder am Boden z.B. unter Rindenstücken. In der Dämmerung machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Lauerplatz und verharren dort oft stundenlang (in der für sie typischen Position) in S-Form mit dem Kopf nach unten und lauern auf Beute. Das Beutetier wird bevorzugt von Oben gepackt. Aufgrund ihrer arboricolen Lebensweise haben sie einen stark ausgeprägten Greifschwanz.
Wird ein Beutetier in ihrer unmittelbaren Umgebung wahrgenommen, schlagen sie blitzschnell zu und behalten die Beute in der Regel solange im Maul bis die Wirkung des Giftes einsetzt und beginnen dann mit dem Fressen.

Ich durfte P. flavomaculatus bisher als sehr ruhige Art kennenlernen. Sie lassen sich problemlos mit der 2-Hakenmethode händeln. Allgemein gilt es natürlich die Tiere so wenig wie möglich zu stören.

Haltung

Jungtiere

Ich ziehe meine Jungtiere in modifizierten BraPlast-Dosen auf, welche in einem Rack stehen. Die Deckel der Dosen wurden vollflächig durch Gaze ersetzt. In die Front wurden 3-4 Reihen Löcher gebohrt. Denn; eine gute Belüftung (und dementsprechend ein relativ schnelles Abtrocknen nach dem Sprühen) ist Grundvoraussetzung für eine lange und erfolgreiche Haltung dieser wunderschönen Bambusottern. Der Bodengrund besteht lediglich aus Haushaltpapier. Viele Halter setzen mittlerweile bei ihren Aufzuchtbecken auf Plastikgitter als Klettermöglichkeit. Ich verwende lieber nach wie vor kleine Äste, welche ich aus Lianen zurechtschneide. Weiter darf natürlich ein Wassergefäss nicht fehlen.
Ich halte die Tiere bei 25-27 Grad tagsüber und bei ca. 20-23 Grad nachts. Gesprüht wird 3-4 Mal in der Woche. Durch die vollflächige Gaze im Deckel der Dosen trocknen diese in 4-6 Stunden wieder ab.
Ich tränke alle meine Parias-Arten jeden Tag mit einer Pipette. Die flavomaculatus trinken jedoch (im Gegensatz zu meinen anderen Parias sp.) nicht sehr oft auf diesem Weg. Sie trinken meinen Beobachtungen zu folge somit weniger als andere Parias-Arten. Einen negativen Effekt konnte ich bisher nicht beobachten. Sie koten und urinieren regelmässig und häuten sich problemlos an einem Stück.

Adulte Tiere

Die adulten Tiere halte ich in Becken mit den Massen lxbxh 100x60x100 (Weibchen) und 70x60x70 (Männchen). Der Bodengrund besteht aus einem Gemisch aus Blumenerde und Cocoshumus und ist um die 20-25cm tief. Als Klettermöglichkeiten greife ich auf Lianen und Korkäste sowie Korkrinde als Ablageflächen zurück. In allen Parias-Becken kommen ausnahmslos lebende Pflanzen (Epipremnum und Ficus) zum Einsatz, da diese ein gutes Klima unterstützen. Die diversen Mulden/Wannen der Lianen eignen sich zudem perfekt als Wassersammelstellen. Dazu habe ich die Mulden/Wannen dünn mit Aquariensilikon bestrichen. Auch die adulten Tiere werden bei 25-27 Grad tagsüber und bei ca. 22-23 Grad nachts gehalten und 3-4 Mal in der Woche gesprüht.

Wie bei allen (oder zumindest bei den meisten) Trimeresurus ssp. sollte auf eine ausreichende Belüftung geachtet werden, da es ansonsten zu Lungenerkrankungen kommen kann. Ich habe bei meinen Becken grosszügige Lüftungsflächen vorgesehen um Stickluft und eine dauerhaft zu hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Becken mit weniger grossen Lüftungsflächen statte ich zusätzlich mit kleinen PC-Lüftern aus. Diese lasse ich alle 2 Stunden für ca. 5-10 Minuten laufen.
Die Becken werden mit UV-B Leuchtstoffröhren beleuchtet. Dies dient jedoch eher dem Pflanzenwuchs.  Für einen lokalen Wärmeplatz werden MH-UV Spots eingesetzt.

Ernährung

Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Viele befreundete Halter und Züchter sind sich einig, dass sich der Parias-Komplex in freier Wildbahn wohl eher nicht regelmässig von Nagern ernährt (ähnlich dem Tropidolaemus-Komplex), sondern eher von Echsen und Fröschen. Wie schon Dick Visser (Asian Pitvipers – Breeding Experience & Wildlife, 2015) beschreibt, werden sich vor allem Jungtiere in erster Linie von Fröschen und Geckos ernähren. Bei älteren Tieren könnten ebenfalls Vögel zur Beute zählen. Trotz dieser Einsicht füttern alle befreundeten Halter nur Nager oder ab und zu Vögel und scheinen gute Ergebnisse zu erzielen in Bezug auf Lebenserwartung und Nachzuchten. Es wird auch damit argumentiert, dass die Tiere über Grubenorgane verfügen und deshalb sicher Nager fressen. Allerdings haben auch Tropidolaemus ssp. Grubenorgange und dort kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Tiere genau so gut auf Echsen reagieren wie auf Nager.
Ich selbst verfüge noch nicht über genügend Erfahrung in der Haltung von Parias sp. um mir abschliessend darüber ein Urteil bilden zu können, ob die Tiere nicht doch komplett mit Echsen und Fröschen gefüttert werden sollten. Meine Jungtiere machen jedoch den Anschein, als könnten Sie mit Babymäusen überhaupt nichts anfangen. Deshalb muss man den Tieren das Fressen von Nagern „antrainieren“. Ein für mich eigentlich eindeutiger Indikator dafür, dass wir die Tiere nicht mit dem korrekten Futter versorgen. Dazu aber unten im Abschnitt „Jungtiere“ mehr…

P. flavomaculatus sind Lauerjäger, welche sich nicht wirklich viel bewegen. (Eine Ausnahme bildet vielleicht die Suche nach einem geeigneten Lauerplatz am Abend oder die Suche nach einem geeigneten Paarungspartner). Somit dauert auch der ganze Verdauungsvorgang etwas länger als bei Tieren, welche einen grösseren Bewegungsdrang haben (wie z.B. Elapiden). Es ist ratsam die Tiere nicht allzu oft zu füttern. Eine Überfütterung kann bei den Tieren ernsthafte Folgen wie Verdauungsprobleme oder Verstopfungen nach sich ziehen – erst recht, wenn diese nur mit Nagern gefüttert werden. Zudem verfetten die Tiere sehr schnell. Ein Fütterungsintervall bei adulten Tieren von 6 bis 8 Wochen hat sich bei mir bewährt. Sollte mit Amphibien und/oder Echsen gefüttert werden, so kann der Intervall sicherlich verkürzt werden.

Jungtiere

Wie bei den meisten Jungtieren im Trimeresurus-Komplex machen einem auch die Philippinen Bambusottern das Leben schwer, wenn es ums Füttern geht. Viel Geduld und Zeit sind gefragt um die Tiere ohne Stopfen ans Futter zu kriegen. Meine Jungtiere schnappen zwar nach der Beute, wenn diese jedoch zu gross ist, wird diese umgehend wieder ausgespuckt. Obwohl die Jungtiere grössenmässig bereits ganze Babymäuse vertragen würden, wird nur geschluckt, was ins Maul passt und dort auch kleben bleibt. Es muss also mit sehr kleinem Futter begonnen werden. Ich verwende dazu Fleischstücke von Rattenoberschenkeln oder Beine von Babymäusen. Man ärgert die Tiere bis sie zubeissen und verharrt dann sofort regungslos bis sie damit beginnen das im Maul klebenbleibende Fleischstück mit der typischen „Kaubewegung“ herunterzuschlucken. Verharrt man nach dem Biss nicht regungslos bis die Tiere mit dem Schlucken beginnen, so wird die Beute (in den meisten Fällen) sofort wieder ausgespuckt. Dieses Verhalten erachte ich als eindeutigen Indikator dafür, dass sich Jungtiere in der Regel nicht von Nagern ernähren. Es entspricht einfach nicht der Natur, dass sich eine Spezies gegen den natürlichen Instinkt zu fressen wehrt. Zumindest nicht dann, wenn es sich um eine, im natürlichen Futterspektrum der Tiere vorkommende, Beute handelt.
Man muss den Tieren also das Schlucken von Nagern „antrainieren“. Ich bezweifle nicht, dass dies ein gangbarer Weg ist… ob sich jedoch die (mutmasslich) falsche Fütterung nicht doch auf die Lebenserwartung der Tiere auswirkt?
Da ich mangels Alternative und rückwirkend betrachtet vor der Anschaffung ehrlicherweise wohl zu wenig Recherche betrieben habe, habe auch ich damit begonnen die Tiere auf Nager zu trainieren. Da die Tiere mittlerweile grössere Stücke fressen, werde ich bei P. flavomaculatus nicht mehr auf anderes Futter wie Frösche oder Geckos ausweichen. Ich werde mir jedoch für meine eigenen Nachzuchten (klopfaufholz) in den nächsten Jahren eine Frosch- und Jungferngecko-Zucht aufbauen. Bei meinen P. schultzei hat sich jedoch gezeigt, dass sich die Tiere nicht zwingend für Geckos interessieren (siehe Bericht Parias schultzei unter Ernährung – Jungtiere). Hier sind dann weitere Tests nötig um zu sehen, ob Geckos überhaupt angenommen werden. Ich möchte meine eigenen Nachzuchten bis zu einem gewissen Alter dann vollständig mit kleinen Fröschen und (wenn möglich) mit Geckos aufziehen. Bedenken, dass die Tiere später einmal keine Nager annehmen werden, habe ich nicht. Ich glaube, dass die Tiere ab einer gewissen Grösse Nager nicht verschmähen werden.

Bericht wird laufend ergänzt…

Stand: 06.11.2018/cr